Viele Menschen suchen nach Wegen, weniger Stress zu haben, glücklicher zu werden oder ihre Probleme zu lösen. Doch genau dieser Wunsch, etwas zu ändern oder loszuwerden, verstärkt die Probleme. Je mehr wir uns darauf konzentrieren, das Unangenehme loszuwerden, desto mehr Macht geben wir ihm. Zen lehrt uns, dass unser Widerstand gegen das, was ist, das eigentliche Problem darstellt. Doch wie kann man diesen Widerstand aufgeben?
Nur beim 84. Problem kann Buddha helfen
Auch in Buddhas Zeiten gab es Menschen, die eine andere Vorstellung von ihrem Leben hatten und den Buddha aufsuchten, in der Hoffnung, er könnte ihre Probleme lösen. So wie der Bauer mit seinen 83 Problemen:

„Meister, ich habe so viele Probleme in meinem Leben. Meine Arbeit ist schwer, meine Frau macht sich ständig Sorgen, meine Kinder hören nicht immer auf mich. Manchmal habe ich Freunde, aber manchmal verliere ich sie. Und ich werde älter. Was soll ich tun?“
Buddha hörte geduldig zu und antwortete dann: „Es tut mir leid, aber ich kann dir mit deinen Problemen nicht helfen.“ Der Mann war verblüfft. „Aber … du bist doch ein großer Lehrer! Ich dachte, du hilfst den Menschen, ihre Probleme zu lösen!“ Buddha lächelte und sagte: „Jeder Mensch hat 83 Probleme. Manche kann man lösen, andere nicht. Und wenn du eines gelöst hast, taucht bald ein neues auf. So ist das Leben.“ Der Mann antwortete ärgerlich: „Wenn du mir nicht mit meinen Problemen helfen kannst, was nützt dann deine Lehre?“ Buddha sah ihn ruhig an und sagte: „Ich kann dir mit deinem 84. Problem helfen.“ „Und was ist mein 84. Problem?“, fragte der Mann. Buddha antwortete: „Das Problem, dass du keine Probleme haben willst.“
Mein Problem: Schmerzen in den Beinen
Eines meiner 83 Probleme war der Schmerz in den Beinen während einer intensiven Zen-Woche (Sesshin). Fast acht Stunden täglich zu meditieren bringt nicht nur Klarheit und innere Ruhe, sondern auch intensive körperliche Herausforderungen. So protestierten meine Beine mit Schmerzen gegen das lange Sitzen auf einem Kissen.

✅ Mehr Ruhe
✅ Weniger Stress
✅ Erholsamer Schlaf
✅ Bessere Konzentration
✅ Innere Gelassenheit
Während einer Sesshin, in der mir das Meditieren besonders gut gelang, merkte ich nach vier Tagen intensiver Meditation, dass der Schmerz mir nichts mehr anhaben konnte. Ich konnte ihn einfach ignorieren, indem ich meine Aufmerksamkeit auf meine Atmung richtete. Es fühlte sich an, als hätte ich eine große Fähigkeit erlangt.
Noch vor der nächsten Sesshin freute ich mich auf das schmerzlose Meditieren. Doch da funktionierte dieser „Trick“ leider nicht mehr. Der Schmerz war wieder da, und je mehr ich versuchte, ihn zu ignorieren, desto stärker wurde er. Ich befand mich in dem Dilemma, dass ich, solange ich mich bemühte, den Schmerz loszuwerden, ihn festhielt.
Die Lösung: weiter meditieren
Wie kann man sich aus diesem Kreislauf befreien? Die Lösung bestand darin, einfach weiter zu meditieren und unbehelligt vom Schmerz die Fähigkeit zu üben, meine Aufmerksamkeit bewusst auf das zu lenken, worauf ich sie lenken möchte.
In der Sitzmeditation werden wir mit unseren Problemen konfrontiert, ohne die Möglichkeit, uns abzulenken oder sie zu lösen. Stattdessen sitzen wir auf unseren Kissen und beschäftigen unser kognitives Bewusstsein mit dem Zählen unserer Ausatmung, dem Wiederholen eines Mantras oder dem Lösen eines Koans. So kann es uns nicht in die Quere kommen, indem es unsere Empfindungen und Gedanken als Probleme identifiziert und uns dazu bringt, sie lösen zu wollen. Unsere Trauer und Ängste sind genauso da wie unsere Freude und unser Glück: Sie kommen auf und verschwinden wieder. Es gibt keinen Grund, einzugreifen. Es ist einfach der Fluss des Lebens.
Amor fati: das Schicksal lieben
Auch Nietzsche erkannte, dass Widerstand gegen Probleme, die das Schicksal uns beschert, uns nur noch unglücklicher macht. Er wollte nicht nur seinen Widerstand gegen das Schicksal aufgeben, sondern das Leben lieben, so wie es ist:

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Meine Formel für Größe am Menschen ist amor fati: dass man nichts anderes will, nicht vorwärts, nicht rückwärts, nicht in aller Ewigkeit. Nicht bloß das Notwendige ertragen, noch weniger verhehlen – aller Idealismus ist Verlogenheit vor dem Notwendigen –, sondern es lieben. (Friedrich Nietzsche)
Diese Haltung vermitteln wir auch in den Kursen von Zen-Meditation Berlin: Wenn wir uns gegen das Leben stellen, weil es nicht unseren Idealvorstellungen entspricht, leiden wir. Nur wenn wir uns, mit aller Liebe, voll und ganz darauf einlassen, kann sich das Leiden auflösen.
Probleme richtig lösen
Heißt das jetzt, dass wir alles hinnehmen sollen? Sicherlich nicht, und zum Glück lassen sich viele Probleme einfach lösen, jedoch erst, nachdem wir sie uneingeschränkt akzeptiert und durchschaut haben. Wenn uns das gelingt, meldet sich die Lösung oft aus dem Problem selbst heraus. Bist du unglücklich im Alltag, dann ist ein Jobwechsel vielleicht eine Lösung. Wenn dein Problem jedoch eine andere Ursache hat, wirst du ohne Not zum ewigen Jobhopper.
Wenn wir unsere Probleme lösen, ohne sie durchschaut zu haben, kann das unsere Lage verschlimmern, und es entstehen wieder neue Probleme. Dabei trägt doch jedes Problem eine eigene Lösung in sich. Manchmal heißt das, sich mit den gegebenen Umständen zurechtzufinden und manchmal seine Situation zu ändern. Aber die richtige Lösung finden wir erst, wenn wir aufhören, vor unseren Problemen wegzurennen, auch indem wir sie vorschnell zu lösen versuchen.

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Fazit: Der andere Weg, mit Problemen umzugehen
Die Menschen suchen oft nach Lösungen, um Stress, Sorgen oder Schmerz loszuwerden. Doch je mehr wir gegen die Dinge ankämpfen, desto tiefer verstricken wir uns in sie. Die Zen-Praxis bietet eine radikale Alternative: nicht versuchen, das Problem zu lösen, sondern es erst mal in seiner Gesamtheit zu akzeptieren.
Wenn du lernen möchtest, wie du diesen Widerstand aufgeben und eine neue Art des Seins entdecken kannst, dann ist ein Zen-Kurs vielleicht genau das Richtige für dich.
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Leonne Boogaarts
Zen-Lehrerin und Gründerin von Zen-Meditation Berlin
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