Mehr Produktivität, weniger Stress

Wie Zen mir hilft, meine Prokrastination zu überwinden

Schon in der ersten Woche meiner Meditation wurde ich mit meinem Aufschiebeverhalten konfrontiert und begann sofort, es zu lösen. Lies weiter, wie ich es mit Zen-Meditation geschafft habe, meine Prokrastination zu überwinden:

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Eine Gruppe von Menschen meditiert im Freien in Zen-Haltung am Ufer eines Teichs.

Wie Zen hilft, lästige Aufgaben zu bewältigen

In meinem ersten Zen-Meditationskurs empfahl der Zen-Lehrer – wie ich es heute auch in den Kursen von Zen-Meditation Berlin tue – regelmäßig zuhause zu meditieren. Während ich in meinem Schlafzimmer im halben Lotussitz saß und meine Ausatmung zählte, kam mir immer wieder das Steuerformular in den Sinn, das ich vor einigen Wochen in meinem Briefkasten gefunden hatte. Das Finanzamt bat mich um eine Einkommensschätzung. Wie sollte ich wissen, wie viel ich in diesem Jahr noch verdienen würde? Und was, wenn ich eine falsche Schätzung abgebe? In dem Moment wusste ich mir nicht besser zu helfen, als das Formular auf meinem Schreibtisch beiseitezulegen, wo es innerhalb weniger Tage unter anderen Unterlagen verschwand. Bis es während der Meditation als störender Gedanke wieder auftauchte und mich ablenkte.

Genervt von der ständigen Ablenkung füllte ich schließlich das Formular nach bestem Wissen aus und schickte es zum Finanzamt. Die Erleichterung, die darauf folgte, kennen viele, die eine lang aufgeschobene Aufgabe endlich erledigen. Das Formular hatte mich wochenlang unbewusst belastet, doch erst während der Meditation wurde mir das bewusst.

Blauer Kopf mit Gehirn
  • mehr Ruhe
  • weniger Stress
  • besser schlafen
  • besser fühlen
  • mehr Konzentration
  • besser zuhören
  • weniger störende Emotionen
  • mehr Energie

Bubbles

Als der Zen-Lehrer am nächsten Kurstag fragte, ob wir zu Hause meditiert hätten und wie das für uns war, erzählte ich vom nervigen Steuerformular. Daraufhin erklärte er, dass er aufkommende Gedanken über unerledigte Aufgaben – ebenso wie solche über unverarbeitete Erfahrungen oder noch nicht getroffene Entscheidungen, die uns bewusst oder unbewusst beschäftigen – „Bubbles“ nennt. Diese Bubbles sind wie Luftblasen, die unter der Oberfläche liegen und während der Meditation plötzlich ins Bewusstsein rücken. Im hektischen Alltag nehmen wir sie oft nicht wahr, doch sobald wir uns meditierend auf unseren Atem konzentrieren, tauchen sie auf.

Manche Bubbles, wie mein Steuerformular, nennt er „To-Do-Bubbles“, da sie Aufgaben betreffen, die wir noch erledigen müssen. Gerade bei Anfängern der Meditation tauchen oft zuerst diese To-Do-Bubbles auf. Einmal im Fokus der Aufmerksamkeit werden sie rasch erledigt. Das ist einer der Gründe, warum Meditierende schon bald weniger Stress erleben. Mit der Zeit erkannte ich jedoch, dass dieses Steuerformular nicht einfach nur eine To-Do-Bubble war, sondern ein Symptom für ein tiefer liegendes Problem: meine Aufschieberitis.

Berglandschaft im Nebel als Symbol für Klarheit und Fokussierung durch Zen-Meditation
Sitzen wie ein Berg – lasse die Gedanken wie Wolken vorbeiziehen

Fremdbestimmt

Ich neige dazu, Dinge aufzuschieben – allerdings betrifft mein Aufschiebeverhalten nicht alle Aufgaben gleichermaßen. Die Übersetzungen, die ich als freiberufliche Übersetzerin anfertige, liefere ich immer fristgerecht ab. Papierkram schiebe ich oft auf, erledige ihn aber aufgrund behördlicher Fristen letztlich noch rechtzeitig. Praktische Dinge, die nur mich betreffen – wie das Suchen eines günstigeren Stromanbieters oder das Kündigen ungenutzter Abos – bleiben dagegen viel länger liegen. Dann gibt es noch die Projekte, die ich mir selbst ausdenke und die mir eigentlich Spaß machen würden, die jedoch fast immer im Sumpf der Prokrastination untergehen. Wenn ich so weitermachen würde, würde ich im Endeffekt ein fremdbestimmtes Leben führen, weil ich nur die Aufgaben erledigen würde, die für andere wichtig sind, während meine eigenen Vorhaben auf der Strecke blieben.

Getting Things Done

Um mein Aufschiebeverhalten zu bekämpfen, habe ich verschiedene Kurse besucht und unterschiedliche Produktivitätssysteme ausprobiert, von Getting Things Done bis zur Kanban-Methode. Die meisten dieser Systeme basieren darauf, Aufgabenlisten zu erstellen, zu kategorisieren und zu priorisieren – oft mit bunten Farben oder cleveren To-do-Apps, die auch Erinnerungsfunktionen bieten. Anstatt meine Ideen tatsächlich umzusetzen, erstellte ich nun Listen mit Überschriften wie “Dringend”, “Projekte”, “Lesen” oder “Vielleicht/Irgendwann”, in denen ich im Grunde meine Aufschieberitis verwaltete.

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Aufgabenliste außer Kontrolle

Eines Tages ging ich ins Badezimmer, um mir die Hände zu waschen, als mir auffiel, dass der Flur mal wieder gewischt werden musste. Ich wusch mir die Hände und ging meinem Tag nach, als hätte ich den Flur gar nicht gesehen. Dieses Muster wiederholte sich an diesem und am darauffolgenden Tag immer wieder, bis mir klar wurde, dass sich mein Denken irgendwie von meinem Tun entkoppelt hatte. In meinen Gedanken wuchs eine Liste von Aufgaben, die zwar ihren Weg auf meine äußeren To-do-Listen fanden, jedoch nicht in die Tat umgesetzt wurden. Gleichzeitig war ich jeden Tag mit vielen Dingen beschäftigt – jedoch nicht mit denen, die ich mir eigentlich vorgenommen hatte. Zwischen meinen Gedanken und meinem Handeln klaffte eine Lücke, die nicht nur zu einem Stressfaktor wurde, sondern mich auch daran hinderte, ein selbstbestimmtes Leben zu führen.

Frau sitzt nachdenklich zwischen stapelweise Papierstapeln und Aufgaben

Buddha, Begehren und die Ursache des Leidens

In meinem Zenkurs machte ich auch Bekanntschaft mit der Lehre Buddhas, der unser ständiges, nie zu befriedigendes Begehren als Ursache unseres Leidens beschreibt. Anders gesagt: Wir wollen immer alles, und genau das macht uns zu schaffen. Dabei erkannte ich, dass auch ich vieles wollte, was eigentlich nicht miteinander vereinbar war: Ich führte eine ständig wachsende Liste von Büchern, die ich unbedingt lesen wollte, wollte aber gleichzeitig viele Ideen umsetzen, keine finanziellen Sorgen haben, viel Freizeit genießen und ungebunden sowie selbstständig sein. Ich hatte viele Wünsche, schaffte aber gerade mal das Nötigste.

Meine unklaren und widersprüchlichen Ziele führten dazu, dass ich den Gedanken, die mir in den Kopf kamen, einfach planlos folgte. Während der Meditation lernen wir, unsere Gedanken zu beobachten, wie sie kommen und gehen. Sie sind nicht immer hilfreich, und deshalb sollten wir sie nicht immer ernst nehmen. Mir wurde jedoch klar: Es musste ein Plan her.

Meditierender Buddha auf einem Steinsockel.

Loslassen, tun oder einplanen

Nachdem ich das Muster meines Aufschiebeverhalten durchschaut hatte, wollte ich mein Denken und Tun in Einklang bringen und beschloss ich Folgendes:

Was ist zu tun? Wenn meine Gedanken mal wieder meinen, dass ich etwas tun soll, will ich das zunächst bewusst erkennen und mich fragen, was genau diese Gedanken von mir erwarten. Sobald das geklärt ist, entscheide ich mich für eine der folgenden Optionen:
Tu es nicht. Ich lasse den „Ich-muss“-Gedanken los und verfolge ihn nicht weiter. Entweder ist die Sache nicht wichtig, nicht ausführbar oder sie kostet zu viel Zeit. Sollte sich die Aufgabe später als wichtig herausstellen, wird der Gedanke ohnehin wieder auftauchen. Gerade im Loslassen liegt eine große Chance zur Stressbewältigung.
Tu es jetzt. Viele To-do-Gedanken lassen sich schnell erledigen. Manchmal sind Aufgaben wie das Wischen des Badezimmerflurs in wenigen Minuten erledigt – und du fühlst dich danach sofort befreit.
Tu es später. Ich habe mir ein absolutes Listenverbot auferlegt. Wenn ich eine Idee gut genug finde, um sie umzusetzen, aber gerade keine Zeit habe, plane ich sie direkt in meinen Kalender ein. Bei größeren Projekten plane ich den ersten Schritt. Natürlich kommt es vor, dass ich eine Aufgabe am geplanten Tag nicht schaffe und sie auf einen anderen Tag verschieben muss, aber letztlich wird sie doch bald erledigt.

Diese Methode erfordert ständige Übung, um bewusster mit meinen Vorhaben, Aufgaben und Handlungen umzugehen und so mein Denken und Tun in Einklang zu bringen. Es klappt nicht immer, und manchmal ertappe ich mich dabei, doch wieder Listen zu machen. Aber dieser Ansatz hat bisher meine Produktivität gesteigert, meinen Stresspegel gesenkt und meine Selbstbestimmung gestärkt.

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Porträtfoto von Leonne Boogaarts, Zen-Lehrerin und Gründerin von Zenbogen. Sie lächelt und hat lockiges, braunes Haar. Sie trägt ein schwarzes Oberteil und steht vor einem weißen Hintergrund.

Zen-Lehrerin und Gründerin von Zen-Meditation Berlin

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