Es ist ein faszinierendes Phänomen: Du verfolgst ein Ziel, fokussierst deine Aufmerksamkeit, und genau dann fällt dir etwas Wertvolles in die Hände, das du gar nicht aktiv gesucht hast. Diesen „glücklichen Zufall“ nennen wir Serendipität. Doch es ist mehr als bloßes Glück, denn Serendipität entsteht im Spannungsfeld zwischen zielgerichteter Suche und gleichzeitiger Offenheit für unerwartete Ergebnisse. Wie du diese besondere Mischung nutzen kannst, um dein Leben mit überraschenden Erkenntnissen und Möglichkeiten zu bereichern, erfährst du hier.
Was ist Serendipität?
Serendipität ist das unerwartete Glück, auf etwas Nützliches oder Aufregendes zu stoßen, während man eigentlich auf der Suche nach etwas ganz Anderem ist. Dieser scheinbare Zufall spielt eine große Rolle in Wissenschaft, Technologie und Kunst und führt oft zu bahnbrechenden Innovationen. Aber auch in unserem persönlichen Leben kann Serendipität uns überraschende Glücksfälle bescheren.

Wichtige Entdeckungen durch Serendipität
Viele lebensverändernde Entdeckungen und Erfindungen sind das Ergebnis von Serendipität. Hier sind drei Beispiele, die dies veranschaulichen:
Mehr als nur Zufall
Serendipität mag zwar wie reiner Zufall wirken, doch sie ist weit mehr als das – sie ist ein gesuchter Glücksfall. Sie entsteht genau im Spannungsfeld zwischen einem klaren Ziel, nach dem man sucht, und der Offenheit, ganz etwas anderes zu finden. Es geht darum, unerwartete Chancen zu erkennen und zu nutzen. Die Entdecker von Penicillin, dem Mikrowellenherd und den Röntgenstrahlen suchten alle aktiv nach Lösungen für ihre Probleme. Doch entscheidend war ihre Offenheit, sich nicht auf ein bestimmtes Ergebnis zu fixieren. Genau diese Kombination aus gezielter Suche und Flexibilität ermöglichte es ihnen, überraschende Erkenntnisse zu gewinnen und diese anzuwenden.
Ein klassisches Beispiel für dieses Prinzip findet sich im Zen in der Kunst des Bogenschießens, eindrücklich beschrieben vom Philosophen Eugen Herrigel.
Herrigel beschreibt dieses Spannungsfeld zwischen Ziel und Loslassen. Der Schütze hat ein klares Ziel: die Mitte der Scheibe. Aber er trifft sie erst dann, wenn er den krampfhaften Willen, sein Ziel zu treffen, loslässt und der Pfeil „wie von selbst“ das Ziel trifft. Das Ziel gibt die Richtung vor, aber die Magie entsteht im Loslassen. Dieses Loslassen ist die Offenheit, die den serendipitösen Zufall auf deine Seite zieht. In diesem Spannungsfeld zwischen Fokus und Gelassenheit entstehen die besten Ideen und Lösungen.
Serendipität: Was liest du und was nicht?
Ein Freund erzählte mir mal begeistert von dem Buch „Zen und die Kunst, ein Motorrad zu warten“. Ich wusste damals nicht, was Zen war, aber es klang irgendwie esoterisch und fiel damit für mich in die Kategorie „nichts für mich“. Ich hörte ihm nicht mehr richtig zu und filterte die Information komplett aus.
Einige Jahre später durchlebte ich eine schwierige Zeit, geprägt von Konflikten und Spannungen. Als mir klar wurde, dass es so nicht weitergehen konnte, begann ich aktiv nach einem Weg zu suchen, mich zu entspannen. Es dauerte nicht lange, bis ich „zufällig“ auf einen Zeitungsartikel über einen Zen-Kurs stieß, in dem man lernen konnte, sich zu entspannen. Ich meldete mich sofort an.
Ohne mein klares Ziel, Entspannung zu finden, hätte ich diesen Artikel nie gelesen, denn meine Vorurteile hatte ich nach wie vor. Rückblickend hat dieser Kurs mein Leben grundlegend verändert und bereichert. Das Buch „Zen und die Kunst, ein Motorrad zu warten“ habe ich inzwischen mehrmals gelesen und verstehe die Begeisterung meines Freundes jetzt vollkommen.
Seine Selektivität bewusst richten
Da unser Bewusstsein die gewaltige Flut an Informationen, die uns umgibt, nicht gleichzeitig verarbeiten kann, filtert unser Gehirn permanent. Was dabei als wichtig eingestuft wird, bestimmen unser Selbstbild, unsere aktuellen Interessen und Ziele. Setzen wir uns also klare Ziele, können wir diesen Wahrnehmungsfilter bewusst steuern und unsere Aufmerksamkeit gezielt auf hilfreiche Informationen und Reize lenken. Alles andere wird ausgeblendet.
Die selektive Wahrnehmung ist die Grundlage für Serendipität. Als mein Freund mir über sein neues Zen-Buch erzählte, verhinderte mein damaliges Selbstbild („nichts für mich“), dass ich ihm richtig zuhörte und die Information überhaupt aufnehmen konnte. Erst als ich mir zum Ziel gesetzt hatte, zu lernen, mich zu entspannen, stolperte ich „zufällig“ über einen Artikel über Zen-Meditation und las ihn mit großem Interesse.
Unser Selbstbild und die daraus abgeleiteten Ziele und Interessen lenken unsere Aufmerksamkeit auf Aspekte unserer Umgebung, die uns sonst entgehen könnten. So erkennen wir Chancen und Verbindungen, die uns andernfalls verborgen geblieben wären.
Offenheit und Serendipität
Um die Kraft der Serendipität wirklich zu nutzen, ist es entscheidend, sich seiner Ziele bewusst zu sein, während man gleichzeitig offen für unerwartete Ergebnisse bleibt. Ein klares Ziel hilft uns, unsere selektive Wahrnehmung zu fokussieren und relevante Informationen sowie Gelegenheiten wahrzunehmen. Doch erst Offenheit und Flexibilität ermöglichen es uns, unerwartete Lösungen zu erkennen und gänzlich neue Wege zu erkunden.
In den Kursen von Zen-Meditation Berlin lernst du, dein serendipitiöses Potenzial zu entwickeln und dich so für die Chancen zu öffnen, die dein Leben bereichern könnten. Wir legen großen Wert auf das Zielbewusstsein unserer Kursteilnehmenden und fragen sie regelmäßig, was sie erreichen wollen. Denn genau so lenkst du deine Wahrnehmung gezielt auf das, was für das Erreichen deiner Ziele wichtig ist. Gleichzeitig lernen wir während der Meditation, feste Erwartungen und starre Ideen loszulassen. Das schafft den nötigen Raum, damit du dich für unerwartete Lösungen öffnen kannst, die dich in deinem Streben maßgeblich weiterbringen.
Der Zenletter: Dein wöchentlicher Zen-Impuls
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Leonne Boogaarts
Zen-Lehrerin und Gründerin von Zen-Meditation Berlin
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Zen ist die Kunst, zu denken, was du denken willst. Mehr über dieses inspirierende Buch erfährst du hier.