Jeden Tag triffst du Tausende von Entscheidungen. Viele kleine und manchmal auch große Entscheidungen, die allesamt den Lauf deines Lebens bestimmen. Verlässt du dich dabei besser auf deinen Kopf oder auf dein Bauchgefühl? Dieser Artikel beleuchtet, wie die jahrhundertealte Praxis der Zen-Meditation dir helfen kann, eine tiefere Verbindung zu deiner Intuition zu finden und so zu klügeren Entscheidungen zu gelangen.

Die Grenzen des Grübelns
Wer kennt es nicht? Du zerdenkst ein Problem, wägst endlos Pro und Contra ab und bist am Ende verwirrter als zuvor. Schon Leonardo da Vinci erkannte, dass ständiges Nachdenken die Urteilskraft schwächen kann. Ich selbst erlebe es immer wieder: Ein Problem, das am Abend unlösbar scheint, präsentiert sich – wenn ich Glück habe – am nächsten Morgen in überraschender Klarheit. Nicht umsonst rät der Volksmund, über wichtige Entscheidungen „eine Nacht zu schlafen“.
Während unser rationaler Verstand schnell ermüdet und auf Erholung durch Schlaf angewiesen ist, arbeitet das Unterbewusstsein unermüdlich weiter. Es ist in der Lage, eine gewaltige Menge an Informationen ganzheitlich zu erfassen, wo unser bewusstes Denken nur schrittweise und linear vorgehen kann.
Die Wissenschaft der guten Entscheidung
Was du intuitiv vielleicht schon lange ahnst, wurde durch die psychologische Forschung eindrucksvoll bestätigt. In einer wegweisenden Studie, veröffentlicht im renommierten Journal of Personality and Social Psychology, untersuchte der Psychologe Ap Dijksterhuis, wie wir komplexe Entscheidungen treffen.
Die Versuchsanordnung: Die Teilnehmer mussten anhand von vielen komplexen Informationen eine Wahl treffen. So sollten sie beispielsweise verschiedene Wohnungen bewerten, die jeweils durch zahlreiche positive und negative Eigenschaften beschrieben wurden. Die Qualität ihrer Entscheidung wurde daran gemessen, ob sie die Wohnung erkannten, die von den Forschern objektiv mit den meisten positiven Merkmalen beschrieben worden war.
Das Ergebnis war verblüffend: Die Teilnehmer, die durch die Aufgabe abgelenkt wurden und sich deshalb nicht bewusst mit ihrer Entscheidung befassen konnten, trafen durchweg die besten Entscheidungen. Bewusstes, intensives Nachdenken über die Bewertung führte hingegen zu nachweislich schlechteren Ergebnissen. Die Schlussfolgerung: Unser Unterbewusstsein ist weitaus besser darin, große Mengen an Informationen zu integrieren und zu einer ganzheitlichen, stimmigen Präferenz zu verarbeiten.
Meditation als Ablenkungsaufgabe
Eine zentrale Übung bei Zen-Meditation Berlin ist das achtsame Zählen der Ausatmung während der Sitzmeditation (Zazen). Das ist unsere Ablenkungsaufgabe. Wir entscheiden uns bewusst, eine Pause vom Grübeln zu nehmen – diese bewusste Hinwendung zum Atem gibt dem Unterbewusstsein den nötigen Raum, um seine Arbeit zu tun.
💡Indem du deine Aufmerksamkeit sanft auf den Atem lenkst, ermöglichst du einen tiefgreifenden Verarbeitungsprozess:
✅Du unterbrichst das zwanghafte Gedankenkarussell und gibst deinem Verstand eine wohlverdiente Pause.
✅Du schaffst die idealen Bedingungen, unter denen dein Unterbewusstsein die vielen Informationen und Eindrücke des Tages ungestört ordnen und integrieren kann.
Hier liegt auch der entscheidende Unterschied zur Ablenkungsaufgabe im Experiment: Statt die Aufmerksamkeit auf eine neue, kognitiv fordernde Aufgabe zu lenken, zählen wir unsere Ausatmung. Diese Übung verschließt unser Bewusstsein nicht ganz vor aufkommenden Gedanken und Gefühlen. Wir nehmen diese wahr und statt uns darin zu verstricken, kehren wir wie zum Anker des Atems zurück. So begegnen wir auch Zweifeln und Ängsten, die unsere Intuition trüben, und lassen sie los. Zazen ist also ein aktives Training, das die Verbindung zwischen bewusster Wahrnehmung und unbewusster Verarbeitung stärkt.
Die richtige Balance zwischen Intuition und Verstand
Tägliche Meditation stärkt deine Fähigkeit, die leisen Signale deines Bauchgefühls wieder klarer wahrzunehmen. Das Ziel ist jedoch kein blinder Glaube an die Intuition, sondern ein harmonisches Zusammenspiel von Herz und Verstand.
Das Unterbewusstsein mag ein exzellentes Gespür für die „große Richtung“ haben – ob ein Jobwechsel oder eine neue Beziehung sich stimmig anfühlt. Der Verstand bleibt aber unerlässlich, um die Details zu prüfen. Wenn dein Bauchgefühl „Ja“ zum neuen Job sagt, ist es die Aufgabe deines Kopfes, den Arbeitsvertrag sorgfältig zu lesen.
Psychologen schätzen, dass wir täglich rund 20.000 Entscheidungen treffen. Ein Großteil davon geschieht intuitiv. Indem du deine Intuition durch regelmäßige Zen-Praxis schärfst, verbesserst du die Qualität unzähliger kleiner und großer Entscheidungen. Und das hat einen direkten, positiven Einfluss auf dein ganzes Leben.
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Die folgenden Artikel bieten dir weitere Perspektiven, wie du durch eine achtsame Praxis mehr Klarheit und Stärke in dein Leben bringst.

Leonne Boogaarts
Zen-Lehrerin und Gründerin von Zen-Meditation Berlin
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