Miranda Anderson bekam vor einigen Jahren zu hören, dass sie die unheilbare Krankheit Parkinson hat. Auf ihrer Suche nach dem Sinn traf sie auf Zen.nl und fand dort neue Perspektiven. Schon bald wurde ihr klar, dass sie Zen-Lehrerin werden wollte, um vorwiegend Menschen mit der Parkinson-Krankheit die Zen-Meditation zu lehren. In diesem Artikel teilt sie ihre Erfahrungen und zeigt, wie sie mit Angst und Mut ihren eigenen Weg gefunden hat.
Dieser Text ist eine Übersetzung des ursprünglich auf Zen.nl erschienenen Artikels.
Was ist Angst und wie kann man mit ihr umgehen?
Angst und Mut wirken wie Gegensätze, doch ich bin sicher, dass sie eng miteinander verknüpft sind. Durch meine eigenen Lebenserfahrungen mit der unheilbaren Parkinson-Krankheit habe ich gelernt, wie das Akzeptieren von Angst helfen kann, Mut zu entwickeln und innere Freiheit zu finden. Das ist auch der Grund, warum ich Online-Zen-Kurse speziell für Menschen, die wie ich an Parkinson erkrankt sind, anbiete. Meine Schule heißt Zen4Parkinson.
Ein Märchen von einem furchtlosen Mann
Manchmal würden wir gerne keine Angst kennen, aber dann geht es uns wie dem Mann in meinem Märchen:
Es war einmal ein Mann, der unbedingt lernen wollte, was Angst ist. Er kannte keine Angst, was nach Meinung seines Vaters ein Manko war. Denn Angst hat ihren Zweck. „Nur wenn du Angst kennst, kannst du Gefahren erkennen“, erklärte der Vater. Der furchtlose Mann wollte die Furcht kennenlernen, um den Stolz seines Vaters zu gewinnen, wie es seinem Bruder gelungen war, der die Angst kannte.
Und so ging er auf eine Reise, um das Fürchten zu lernen. Er reiste um die Welt, auf der Suche nach der wahren Bedeutung der Angst. Eines Tages kam der Mann in ein Land, das er nicht kannte. Er ging durch einen dunklen Kiefernwald, in dem kein einziger Sonnenstrahl den Waldboden erreichte. Er spürte, wie ihm ein kleiner Schauer den Rücken hinunterlief. „Hier kann ich lernen, was Angst ist“, dachte der Mann.
Er beschloss, die Nacht im Wald zu verbringen, in der Hoffnung, dort endlich die ersehnte Furcht zu erleben. Als er sich ausruhte, hörte er plötzlich ein Knarren. Es war, als ob die Bäume flüsterten und der Wind seinen Namen rief. Der Mann zitterte vor Angst und dachte, sein Herz würde vor lauter Schreck stehen bleiben. Als der Morgen anbrach, entdeckte der Mann, dass das Geräusch von einem kleinen Igel stammte, der herumhuschte. So lernte der Mann, dass die Angst nicht von außen kam, sondern von innen, aus seiner eigenen Fantasie und seinem Geist.
Von der Angst überwältigt
Die Angst überwältigt uns oft wie ein ungebetener Gast, den wir nicht willkommen heißen wollen. Dennoch glaube ich, dass wir aus der Angst etwas lernen können. Der Philosoph Paul Tillich nennt drei Formen der Angst, die zwar tief in uns verwurzelt sind und uns oft zittern lassen, uns aber auch ermöglichen, zu wachsen und Mut zu entwickeln.
1. Angst vor Leere und Sinnlosigkeit
Als ich erfuhr, dass ich eine unheilbare Krankheit habe, empfand ich ein Gefühl der Sinnlosigkeit. Wie soll es weitergehen? Was ist jetzt meine Aufgabe? Diese Angst, die Tillich als „Angst vor der Leere und der Sinnlosigkeit“ beschreibt, ließ mich verstummen, aber ich spürte auch einen neuen Mut: den Mut, mich wieder zu verbinden. In der Zen-Meditation fand ich meinen Weg zurück zu Sinn und Verbindung, zu mir selbst und zu der Welt um mich herum. Durch den Zen-Kurs und die Verbindung mit Zen.nl habe ich Vertrauen und Mut zurückgewonnen, vorwärtszugehen und zu wissen, dass sogar Gefühle der Sinnlosigkeit einen Sinn haben können.
- mehr Ruhe
- weniger Stress
- erholsamer schlafen
- besser fühlen
- mehr Konzentration
- aufmerksamer zuhören
- weniger störende Emotionen
- mehr Energie
2. Die Angst vor dem Schicksal und dem Tod
In meiner Todesangst fand ich die grundlegende Erkenntnis, dass alles endlich ist. Tillich nennt diese Angst unausweichlich und universell, eine Angst, die uns auffordert, den Mut zur Veränderung zu haben. Für mich bedeutet das, dass ich es wage, mich dem Unbekannten zu stellen und die Kontrolle loszulassen. Ich denke an die Momente, in denen ich nachts wach liege und Gedanken an die Endlichkeit des Lebens mich beschäftigen. Anstatt diese Angst zu verdrängen, versuche ich nun, sie als Chance zu nutzen, um zu wachsen und loslassen zu können.
3. Furcht vor Schuldgefühlen
Bei dieser Form der Angst geht es um Verantwortung und das Risiko, Schuld zu fühlen. In meinem 33. Lebensjahr entdeckte ich ein großes Familiengeheimnis: Mein biologischer Vater war jemand anders, als ich immer dachte. Es war nicht leicht, den Mut zu finden, dieses Geheimnis mit meiner Familie zu teilen. Trotz der Angst vor Ablehnung wollte ich authentisch sein und ohne Geheimnisse leben. Das Teilen brachte Widerstand und Angst mit sich. Ich hatte den Mut, mich darauf einzulassen und eine tiefere innere Freiheit zu entwickeln.
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Durch die Zen-Meditation lerne ich, dass Angst nicht etwas ist, das man vermeiden muss. Wenn die Angst als unerwarteter Gast in meinem Leben erscheint, versuche ich, sie willkommen zu heißen. Ich habe Angst, dass mein Körper mich im Stich lässt, aber ich habe gelernt, diese Angst zu beobachten, ohne mich in ihr zu verlieren. Indem ich die Angst als Teil von mir akzeptiere, finde ich eine Ruhe, die über meine körperlichen Reaktionen hinausgeht.
Die Kraft der Akzeptanz
Inspiriert durch meine Erfahrungen in der Zen-Meditation, insbesondere durch die Teilnahme an den intensiven Sesshins von Zen.nl, traue ich mich, meine Angst zu umarmen, genau wie der Mann aus dem Märchen. Langsam aber sicher entwickle ich eine innere Stärke, die mir hilft, das Leben in all seiner Zerbrechlichkeit und Schönheit anzunehmen. Und das ist für mich die Essenz von „Mut zum Sein“.
Miranda Anderson
Zen-Lehrerin und Gründerin von Zen4Parkinson
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