Ein zentrales Konzept in der Zen-Praxis ist das Ego – unser Selbstbild, das unsere Identität, unsere Handlungen und unsere Entscheidungen maßgeblich bestimmt. In den Kursen von Zen-Meditation Berlin üben wir, dieses Ego zu durchschauen, damit wir nicht blind von ihm gesteuert werden und ein selbstbestimmtes Leben führen können. Ein hilfreiches Werkzeug dafür ist das bekannte Yin-Yang-Symbol, das uns hilft, unser eigenes Verhalten und die Dynamik unseres Lebens aus einer neuen Perspektive zu betrachten und zu verstehen.
Ein Ausflug in den Daoismus
Das Yin-Yang-Symbol hat seinen Ursprung im Daoismus, einer der ältesten philosophischen und spirituellen Traditionen Chinas. Es beschreibt das Prinzip des harmonischen Gleichgewichts in der Natur und im Universum. Yin und Yang sind keine absoluten Gegensätze, sondern ergänzende Kräfte, die sich in einem ständigen Wandel befinden.

Der Zen-Buddhismus ist in seinen chinesischen Anfängen stark vom Daoismus beeinflusst worden. Viele daoistische Ideen, wie die Betonung von Natürlichkeit, Spontaneität und das Leben im Einklang mit den Kräften der Natur, wurden in die Zen-Praxis integriert. Dies zeigt sich beispielsweise in der direkten, intuitiven Herangehensweise des Zen, die oft dem nicht-dualistischen, paradoxen Denken des Daoismus ähnelt.
Yin und Yang – Zwei Kräfte in Balance
Das Yin-Yang-Symbol vereint zwei scheinbar gegensätzliche Prinzipien:
Diese Kräfte existieren nicht isoliert, sondern bilden ein dynamisches Gleichgewicht, das sich in jeder Situation neu gestaltet. In der Natur zeigt sich dieses Prinzip in vielen Formen:
Yin ist nicht besser oder schlechter als Yang. Beide sind wertvoll, es geht um die Harmonie zwischen beiden.
Yin und Yang im menschlichen Verhalten
Auch im menschlichen Verhalten zeigt sich das Yin und Yang:
Der Kreis des Lebens in Harmonie
Wenn Yin und Yang im Gleichgewicht sind, dann dreht sich der Kreis des Lebens harmonisch. Wenn diese Balance jedoch gestört ist, entstehen Probleme. In einer Beziehung, in der das Yin und Yang nicht ausgeglichen sind, kann es viel Streit geben oder einer der Partner dominieren. Ein Unternehmen mit zu viel Yang – ständiger Wettbewerb und Leistungsdruck – könnte unter hohem Krankenstand oder erhöhter Fehlerquote leiden. Hier wäre es sinnvoll, Yin zu stärken: mehr Pausen, weniger Überstunden. Auch auf persönlicher Ebene kannst du dich fragen, ob dein Yin und Yang in Harmonie sind und du dich voll entfalten kannst.
Dein eigenes Yin-Yang-Gleichgewicht entdecken
In den Kursen von Zen-Meditation Berlin laden wir die Teilnehmenden ein, sich bewusst zu werden von ihrer eigenen Yin-Yang-Dynamik: Wann bist du mehr im Yin, wann dominiert dein Yang? Erkennst du eine Disharmonie? Und wie könntest du das Yin und Yang in deinem Leben besser ausgleichen?
In meinem eigenen Leben habe ich gemerkt, dass ich mich oft sehr gut im Yin fühle. Es ist mir oft egal, wo meine Freundinnen gerne mit mir zum Essen gehen, ich werde das Zusammensein in jedem Restaurant genießen. In meinen Kursen bin ich viel mehr im Yang und bestimme selbst, welche Themen behandelt werden, obwohl ich natürlich Rücksicht nehme auf die Bedürfnisse der Teilnehmenden.

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Das Geheimnis liegt im Wechselspiel
Das Yin-Yang-Symbol zeigt nicht nur zwei Hälften, sondern auch zwei Punkte: In jedem Yin steckt ein Funken Yang und umgekehrt. Obwohl das Zuhören die Yin-Seite des Gesprächs verkörpert, ist es natürlich nie gänzlich passiv. Zuhören bedeutet, das Gesagte zu verarbeiten und zu evaluieren. Ein guter Zuhörer fragt nach, gibt Feedback und kommt deshalb nicht ohne Yang aus. Sprechen ist hauptsächlich Yang. In einem guten Gespräch achtet der Sprecher jedoch auf den Zuhörer: spreche ich nicht zu viel, will meine Gesprächspartnerin etwas erwidern oder ergänzen? Nur in einem wechselseitigen Yin und Yang entsteht ein gutes Gespräch.
Die Betrachtungsweise durch die Yin-Yang-Brille kann aufschlussreich sein: Vielleicht merkst du, dass du oft erschöpft bist. Dann bist du vielleicht zu viel im Yang und solltest mehr Yin in dein Leben zulassen: mehr Pausen, mehr Entspannung, mehr zuhören, statt zu agieren. Oder du erkennst, dass du dich zu oft zurückhältst – dann könnte es an der Zeit sein, dein Yang zu stärken und präsenter aufzutreten.
Das Symbol im Blick
In den Wochen, in denen wir uns mit dem Yin und Yang beschäftigen, empfehle ich, das Yin-Yang-Symbol bewusst im Alltag im Blick zu behalten. Ich verteile dann einen Ausdruck und empfehle, das Symbol in Blickweite anzubringen. So kann es uns daran erinnern, dass wir eine Balance zwischen Aktivität und Ruhe, zwischen Geben und Empfangen, zwischen Ausdruck und Reflexion brauchen. Das Symbol hilft uns, Disharmonien in unserem Leben zu erkennen und bewusst gegenzusteuern, um ein ausgeglichenes und erfülltes Leben zu führen.
Lebst du das Leben, das du wirklich leben willst?
Yin und Yang sind im Grunde keine philosophischen Konzepte, sondern praktische Werkzeuge, die uns helfen, unser eigenes Leben bewusster zu gestalten. Bei Zen-Meditation Berlin ist unser Ziel, dir solche Tools an die Hand zu geben, mit denen du dein Leben so führen kannst, wie du es wirklich willst.
Was denkst du? Wann bist du mehr im Yin, wann im Yang? Beobachte dich in den nächsten Tagen mal bewusst und entdecke neue Möglichkeiten, dein eigenes Gleichgewicht zu gestalten.

Leonne Boogaarts
Zen-Lehrerin und Gründerin von Zen-Meditation Berlin
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