Von unbewussten Ängsten zu klaren Zielen

Wie aus Bubbles Pünktchen werden

Wer sitzt am Steuer deines Lebens? Sind es wirklich deine eigenen, bewussten Entscheidungen oder eher ein Gemisch aus alten Gewohnheiten, gesellschaftlichen Erwartungen und dem diffusen Gefühl, dass du dir dein Leben doch anders vorgestellt hattest? In diesem Artikel beschreibe ich, wie unbewusste Antreiber unsere Entscheidungen beeinflussen und wie wir ihren Einfluss durchschauen und verringern können.

Eine Zen-Meditierende im Zazen-Sitz, umgeben von einem Kreis aus "Bubbles" wie Steuerformularen, Smartphone, Uhr und verstrickten Gedanken, die Ablenkungen und unbewusste Ängste symbolisieren.
Während der Meditation verarbeiten wir Bubbles zu Pünktchen

In der Zen-Tradition, der wir bei Zen-Meditation Berlin folgen, nennen wir diese unbewussten Antreiber „Bubbles“. Es sind unverarbeitete Erfahrungen, vererbte Glaubenssätze und vage Zukunftssorgen, die permanent Energie aus deinem mentalen Arbeitsspeicher ziehen. Sie lenken dich ab und hindern dich daran, dich darauf zu konzentrieren, worauf du dich gerade konzentrieren möchtest, und verursachen nicht nur deshalb Stress. Durch die Zen-Meditation lernst du, diese Bubbles nicht zu bekämpfen, sondern sie in „Pünktchen“ zu verwandeln: klare Einsichten, auf deren Basis du dich für bewusste Ziele entscheiden kannst, die deinem Leben eine selbstbestimmte Richtung und Sinn geben.

Die Welt der Bubbles: Was uns wirklich antreibt

Eine Bubble ist mehr als nur ein Gedanke. Es ist eine unverarbeitete Erfahrung, die mit einer emotionalen Ladung versehen ist. Das kann die leise Stimme deiner Eltern im Hinterkopf sein, die dich zu guten Leistungen mahnt, die Sorge vor einer wichtigen Präsentation oder auch der unerledigte Papierkram, der ein Gefühl des Unbehagens verursacht. Bubbles sind natürlich und an sich kein Problem, nur wenn wir zu viele davon haben, wird das Leben schwer.

Diese Bubbles sind oft widersprüchlich und ziehen uns in verschiedene Richtungen. Eine Bubble flüstert: „Du musst erfolgreicher sein!“, während eine andere warnt: „Fall bloß nicht auf!“. Das Ergebnis ist innere Unruhe und ein Leben, das sich oft reaktiv statt proaktiv anfühlt. Wir rennen Zielen hinterher, die wir nie bewusst gewählt haben. Das Problem ist: Solange diese Antreiber unbewusst bleiben, können wir sie weder loslassen noch bewusst für uns nutzen.

Der Prozess der Bewusstwerdung: Von der Bubble zum Pünktchen

Die Zen-Meditation ist hier ein handfestes mentales Training. Wenn du dich in Stille hinsetzt und deine Aufmerksamkeit auf den Atem richtest, schaffst du einen Raum, in dem die Bubbles an die Oberfläche steigen können.

Die meisten Anfänger ärgern sich über diese Ablenkung, doch sie ist genau das, worum es bei der Zen-Meditation geht. Du nimmst deine Bubbles wahr, schaust sie kurz an und kehrst dann sanft zu deinem Atem zurück. Durch diese Bubbles urteilsfrei wahrzunehmen und dich nicht davor zu verstecken, verringerst du ihren unbewussten Einfluss. So verwandelst du deine Bubbles, in klare Einsichten, aus denen du lernen kannst: „Pünktchen“. Kleinere alltägliche Bubbles lösen sich schon nach einigen Wochen der Meditation auf, die Verarbeitung größerer Bubbles, die du wahrscheinlich seit Längerem mit dir trägst, braucht erfahrungsgemäß etwas länger.

Pünktchen sind Einsichten, die zu bewussten, klaren Zielen führen, befreit von emotionalem Ballast. Als ich anfing zu meditieren, war mein erster Bubble, der beim Meditieren immer hochkam, ein Formular vom Finanzamt, das ich ausfüllen musste und immer wieder aufschob, aus Angst, etwas falsch zu machen. Erst während der Meditation wurde mir bewusst, wie sehr mich diese unerledigte Aufgabe unbewusst beschäftigte. Die diffuse Angst, etwas falsch zu machen, verarbeitete ich schon nach einigen Meditationssessions zu einem bewussten Ziel, dieses Formular endlich auszufüllen und abzuschicken.

So habe ich im Laufe der Jahre immer mehr Bubbles verarbeitet. Die dadurch freigesetzte Energie könnte ich einsetzen für selbstbestimmte Ziele, die mir wichtig waren. Letztlich fand ich den Mut für das Ziel, eine eigene Zenschule in Berlin zu gründen.

Die überraschende Kraft eines klaren Ziels – wenn das Ziel dich trägt

Am Anfang war mir gar nicht wohl bei dem Gedanken. Mir war bewusst, was ich dafür alles noch lernen musste und wie viele Hürden zu überwinden sind. Ich fing einfach an mit dem ersten Schritt: der Zenlehrerausbildung bei Zen.nl, und ging den Weg dann Schritt für Schritt weiter. Im Rückblick ist mir bewusst geworden, wie dieses klare Ziel mich nicht nur durch diesen Prozess, sondern durch das ganze Leben trug.

An Tagen, an denen mir die Lust zur Meditation fehlt, tue ich es trotzdem. Denn wie kann ich von den Kursteilnehmenden erwarten, regelmäßig zu meditieren, wenn ich es selbst nicht tue? Das Ziel wurde zu einem Anker für meine eigene Disziplin.

Gleichzeitig merkte ich, dass ich trotz der hohen Belastung gut für mich sorgen musste. Ich kann es mir nicht leisten, müde, unkonzentriert oder uninspiriert einen Kurs zu leiten. Mein Ziel zwingt mich also, gut auf mich zu achten und leider auch Einladungen auszuschlagen. So wird ein bewusstes Ziel nicht zu einer endlosen To-do-Liste, sondern entwickelt eine eigene, tragende Kraft, die zu einer Quelle der Energie und Inspiration wird.

Ein Leben mit Kompass: Klarheit schafft Gelassenheit

Wenn du lernst, deine Bubbles in Pünktchen zu verwandeln, gibst du deinem Leben eine Richtung. Du verschwendest weniger Energie an unbewusste Konflikte und diffuse Ängste. Du triffst Entscheidungen, die wirklich zu dir passen.

Das bedeutet nicht, starr an einem Plan festzuhalten. Es ist vielmehr so, als hättest du einen inneren Kompass kalibriert. Du weißt, wo dein Norden ist. Dadurch kannst du im gegenwärtigen Moment viel gelassener navigieren, weil du darauf vertraust, dass jede bewusste Entscheidung dich in die richtige Richtung führt. Ziele geben deinem Leben nicht nur einen Sinn – sie geben dir die Freiheit, diesen Sinn jeden Tag aufs Neue selbst zu gestalten.

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Leonne Boogaarts, Gründerin und Zen-Lehrerin von Zen-Meditation Berlin

Zen-Lehrerin und Gründerin von Zen-Meditation Berlin

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