Wie die moderne Neurowissenschaft Buddhas Dukkha-Zyklus bestätigt

Buddha entdeckt die Ursache des Leidens

Vor zweieinhalbtausend Jahren entdeckte Siddhartha Gautama, besser bekannt als der Buddha, die Ursache des Leidens. Er benutzte den Begriff Dukkha, der neben dem großen Leiden von Krankheit und Tod auch den alltäglichen Ärger umfasst. Die Ursache, so der Buddha, liegt in unserem Begehren. Hier benutzte er den Begriff Taṇhā, was Verlangen, Wollen oder wortwörtlich Durst bedeutet und umfasst nicht nur die Gier nach Materiellen. Auch der Wunsch, nichts zu wollen, ist eine Begierde. Wenn du dich anstrengst, nichts zu wollen und du bemerkst, dass du dennoch so einiges willst, erfährst auch du Dukkha. Es ist auch nicht das reine Verlangen selbst, was das Leiden verursacht, sondern die Anhaftung an unsere Begierde, unsere Unfähigkeit, sie loszulassen, wenn die Realisierung uns nicht guttut oder nicht möglich ist. 

Dukkha im Alltag

Auf dem Weg nach Hause freust du dich schon auf die leckere Mahlzeit, die du dir am Vortag zubereitet hast und im Kühlschrank auf dich wartet. Zu Hause merkst du, dass der Kühlschrank während deiner Abwesenheit den Geist gegeben hat und deine Mahlzeit leider nicht mehr essbar ist. Es gibt nun noch ein paar Scheiben Brot mit etwas Marmelade. Kannst du jetzt deine Begierde nach der leckeren Mahlzeit loslassen und dich darüber freuen, dass noch etwas Brot da ist oder ist dein Abend jetzt ganz versaut und ärgerst du dich nur noch über die verdorbene Mahlzeit?

Stilisierte Profilansicht eines menschlichen Kopfes mit sichtbarem Gehirn, umschlossen von einem türkisfarbenen, kreisförmigen Ouroboros-Symbol, das einen endlosen Zyklus darstellt.
Der Kreislauf des Verlangens im Kopf: Wie unser Gehirn den Dukkha-Zyklus antreibt.

Jeder gönnt sich mal einen netten Abend nach einem anstrengenden Arbeitstag. Wer es jedoch nicht schafft, auf eine üppige Mahlzeit, einen leckeren Wein oder einen entspannten Abend auf der Couch zu verzichten, wird eines Tages nicht nur körperlich an einer der vielen Wohlstandserkrankungen leiden. Diese Person wird auch immer wieder von neuen Verlangen getrieben und riskiert damit auch an Stress, Unzufriedenheit oder innerer Unruhe zu leiden.

Die Neurowissenschaft entdeckt den Mechanismus hinter dem Leiden

In den 90er Jahren entdeckten Hirnforscher den neurologischen Hintergrund dieses Leidens: Sie fanden heraus, dass, wenn wir etwas tun, was in uns gute Gefühle auslöst, zum Beispiel, wenn wir etwas Leckeres essen oder einen geselligen Abend mit Freunden genießen, das Gehirn Assoziation bildet, die die Grundlage für zukünftiges Verlangen legt. Der Gedanken an dieses Essen oder das Zusammentreffen wird in Zukunft ein Verlangen nach Wiederholung auslösen. Genauer: Dein Dopamin-Level wird sich steigern und wir werden uns nach einer Wiederholung sehnen.

Die Befriedigung des Verlangens, etwa das Essen selbst, wird hauptsächlich von anderen Systemen im Gehirn gesteuert und ist oft kürzer oder weniger intensiv als die Stärke des dopamingesteuerten Verlangens. Und das gilt für alles, was wir verlangen, sei es einen Urlaub oder das Glücksgefühl nach einem erfolgreich abgeschlossenen Projekt. Jeder ausgeführte Zyklus – Gedanken, Dopamin-Ausstoß, Befriedigung – wird den Zyklus weiter verstärken, wodurch die Verknüpfung zwischen dem Auslöser und dem Verlangen noch stärker wird und das Verlangen beim nächsten Mal intensiver empfunden werden kann. Die Realisierung des Verlangens wird dabei immer weniger befriedigend. Ein Teufelskreis.

Eine minimalistische Sumi-e-Tuschezeichnung eines kleinen Vogels im japanischen Stil. Das Bild verwendet ausdrucksstarke schwarze Pinselstriche auf weißem Papier und konzentriert sich auf die wesentliche Form, Bewegung und den negativen Raum, um eine ruhige und elegante Zen-Ästhetik zu erzeugen.

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Raus aus dem Teufelskreis: der achtfache Pfad und die Zen-Meditation

Der Buddha formulierte seinen Ausweg aus diesem Teufelskreis als den achtfachen Pfad, in dem er acht Aspekte des Lebens nannte, in denen wir achtsamere und bewusstere Verhaltensweisen üben können. Bewusstsein und Achtsamkeit üben wir auch in den Kursen von Zen-Meditation Berlin, um uns im Endeffekt glücklicher zu fühlen. Während der Sitzmeditation (Zazen) üben wir uns darin, trotz Verlangen, Ungeduld und anderer Unbequemlichkeiten, stillzusitzen und unsere Gefühle und Gedanken zu beobachten. In den Vorträgen und Gesprächen versuchen wir ebenfalls, unser Bewusstsein der Mechanismen hinter unserem Handeln zu schärfen und unser Wissen im Alltag anzuwenden.

So schaffen wir es immer besser, um zwischen dem aufkommenden Verlangen und der reaktiven Handlung einen Bewusstseinsraum zu schaffen, in dem wir unser Handeln selbstbestimmt wählen können: Folgen wir unserem Verlangen nach der Schokolade oder entscheiden wir uns für unsere Gesundheit und warten wir bis es Zeit ist zu Essen.

Aus der Praxis: Dem Verlangen nach Nikotin widerstehen

Ich erinnere mich noch gerne an die Zeit, in der ich mich das Rauchen abgewohnt hatte. Vor allem am Anfang spürte ich immer wieder das Verlangen nach Nikotin, aber freute mich dann, wenn ich mich dafür entscheiden konnte, diesem Verlangen nicht nachzugeben. Aus den wissenschaftlichen Studien wüsste ich, dass die Stärke des Verlangens mit der Zeit abnimmt, wenn man nicht darauf reagiert, wodurch die Verbindung zum Auslöser schwächer wird. Als ich diesen Mechanismus noch nicht verstand, befürchtete ich, dass ich mein ganzes Leben gegen dieses Verlangen ankämpfen würde, wozu ich mich nicht in der Lage sah. Es motivierte mich enorm, als ich mir dessen bewusst wurde, dass das Verlangen nur vorübergehend auszuhalten ist. 

Eine Glocke in hellem Mintgrün läutet für wichtige Ankündigungen

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Mir half jedoch auch die während der Zen-Meditation antrainierte Fähigkeit, meine Gefühle und Gedanken zu beobachten, ohne danach zu handeln und die Erfahrung, dass diese aufkommen und wieder verschwinden. Ich wusste also schon aus der Meditationspraxis, dass Gefühle, auch unangenehme, entstehen können und nach einer Weile auch wieder abklingen.

Bewunderung für den Buddha

Während der Vorbereitungen zu diesem Artikel, wozu ich wieder über diese neurologischen Themen las, wuchs meine Bewunderung für den Buddha und seine vielen Folger, die seine Lehre und Methoden im Laufe der Jahrhunderte weiterentwickelten. Ganz ohne Gehirnforschung verstanden sie etwas vom menschlichen Leiden und zeichneten einen Weg auf, wie wir besser damit klarkommen. Es ist ein Weg, den wir bei Zen-Meditation Berlin bis heute gehen und versuchen, diese Jahrtausende alte Lehre ebenfalls weiterzuentwickeln und an die Bedürfnisse und Herausforderungen unserer heutigen Zeit anzupassen.

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Porträt von Leonne Boogaarts, Zenlehrerin und Gründerin von Zen-Meditation Berlin, mit lockigem, schulterlangem braunen Haar, schwarzem Oberteil und hellem Hintergrund.

Zen-Lehrerin und Gründerin von Zen-Meditation Berlin

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