Wie das Herzsutra dich gegen böse Geister schützt

Buddhismus und Wahrheit

Im Kurs sprachen wir über die Wahrheit und die buddhistische Perspektive darauf, so wie wir sie bei Zen-Meditation Berlin sehen. Wir gehen dabei nicht von einer festen, immer gültigen Wahrheit aus, sondern von einer sich mit der Zeit wandelnden, vielschichtigen Wahrheit, die immer wieder andere Formen annimmt.

Wer die Wahrheit verstehen will, sollte sich auf jeden Fall darin üben, Menschen mit einer anderen Perspektive zuzuhören, ohne sie von seiner eigenen Meinung überzeugen zu wollen oder sie als dumm oder unwissend zu betiteln. In politischen Fragen ist das ziemlich schwierig, da sie komplex sind und die Fronten oft zu verhärtet sind. Aber wie sieht es in deiner näheren Umgebung aus? Hast du schon einmal versucht, bewusst auf eine andere Perspektive einzugehen, ohne sofort zu urteilen oder deine eigene Meinung durchsetzen zu wollen? Zum Beispiel, wenn man mit Kollegen über die nächsten Projekte der Firma spricht. Oder wenn in der Familie über die Verteilung häuslicher Arbeit diskutiert wird? Das sind gute Gelegenheiten, den Dialog zu üben und den anderen verständnisvoll zuzuhören. So lassen sich nicht nur Konflikte vermeiden, sondern oft auch bessere Lösungen erzielen, die auf einem breiteren Konsens beruhen.

Fußspuren im Sand, die sich entlang eines ruhigen Strandes im Sonnenuntergang erstrecken. Eine metaphorische Darstellung von Wegen, Veränderungen und Achtsamkeit im Leben.
Führen diese Spuren uns zur Wahrheit?

Eine persönliche Erfahrung mit Aberglauben und Offenheit

Reflektierend auf unser Gespräch im Kurs musste ich an die Beginnjahre meiner Partnerschaft mit meinem jetzigen Ehemann denken, als ich merkte, wie er subtil versuchte, die bösen Geister aus unserer Wohnung zu halten. Dabei ärgerte er sich vor allem über immer wieder auf dem Kopf liegende Schuhe. Anfänglich drehte er sie immer wieder um, aber dann langte es doch einmal und er beschwerte sich über meine Ignoranz. Denn auf dem Kopf liegende Schuhe locken böse Geister. Wie bitte? So ein alberner Aberglaube passte so gar nicht in meinem Weltbild, und das sagte ich ihm auch mit aller Rücksichtslosigkeit eines vermeintlich aufgeklärten Menschen.

Begegnung mit einer anderen Realität

Als wir zum ersten Mal seine Heimat besuchten, merkte ich, dass es diese Geister sehr wohl gibt und man gut daran tut, sie nicht herauszufordern. Ich fühlte mich auf der Karibikinsel wie in einem lateinamerikanischen Roman, in dem die Geisterwelt zwar nicht in Erscheinung tritt, jedoch immer wieder ihren Einfluss geltend macht. Im Alltag auf Curacao vermeidet man nicht nur umgekehrt liegende Schuhe, sondern stellt auch einen Besen in die Ecke, wenn man möchte, dass der Gast endlich nach Hause geht. Oder man erwartet gespannt auf die Nachricht, die ein kleiner Vogel mit dem Namen Chuchubi angekündigt hat.

Eine Glocke in hellem Mintgrün läutet für wichtige Ankündigungen

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Geisterglaube und Heilungsrituale

Als mein Schwiegervater nächtelang nicht schlafen konnte und von Albträumen gequält wurde, suchte die Schwiegermutter Hilfe bei einer Heilerin mit magischen Kräften. Die Familie verließ über Nacht das Haus und ließ die Frau alleine zurück. Am nächsten Tag war der Spuck vorbei und man schlief wieder ruhig und in Frieden. Zugegebenermaßen wirkte das auf mich effizienter als ein Arztbesuch samt Schlafmedikation, die man immer wieder nehmen muss.

Geistergeschichten am Strand

Ich habe mich allmählich mit dieser Welt angefreundet und nehme jetzt Rücksicht auf die verschiedenen Rituale. Verhaltensweisen, die Geister erzürnen könnten, vermeide ich. Es ist für mich wie eine Zen-Übung in Achtsamkeit und Aufmerksamkeit. Statt mich zu ärgern über den Aberglauben, höre ich mir jetzt gerne während eines Sonnenuntergangs am karibischen Strand die spannenden Geistergeschichten über die Herausforderungen und den Umgang mit diesen magischen Kräften an.

Dreimal aufs Holz

Als ich meinen Mann fragte, ob er damit einverstanden ist, dass ich einen Artikel schreibe, in dem er auch vorkommt, fand er das kein Problem. Wir sollten jedoch nicht vergessen, dass der Freitag, den 13., die Angst vor schwarzen Katzen oder das Vermeiden, unter einer Leiter hindurchzugehen, nicht aus der Karibik stammen, sondern aus Europa. Das stimmt: Überall in der Welt versuchen Menschen, mit Riten und bestimmten Verhaltensweisen, die Geister zu besänftigen, die so schicksalhaft in ihr Leben treten können. Sie halten uns wach und erinnern uns daran, dass das Leben sich in einem Moment schlagartig verändern kann. Da kann man schon mal vorsichtshalber dreimal aufs Holz klopfen.

Kleine Buddha-Statue in Meditationshaltung, platziert in einem rustikalen Blumentopf mit einem Bonsai-Bäumchen und grünen Pflanzen, vor einer grauen Wand.
Leere, Zen und Sinngebung
Zen, Meditation und Wahrheit (1)
Zen, Meditation und Wahrheit (2)
Die Entdeckung der Freiheit

Die Leere als Antwort

Der wichtigste Text im Zen-Buddhismus ist das Herzsutra mit seiner Kernbotschaft „Form ist Leere, Leere ist Form“. Das Sutra lehrt uns, dass die Wirklichkeit im Grunde leer ist und somit keine Wahrheit enthält. Die Zen-Meditation hilft uns, dies zu durchschauen und uns von festen Weltanschauungen zu befreien, damit wir imstande sind, flexibel im Hier und Jetzt zu sein. Zwischen meinem Ärgernis über den Aberglauben meines Mannes und dem gemütlichen Beisammensein am Strand, wo ich die Geistergeschichten meiner Familie genießen konnte, liegen einige Jahre der Zen-Meditation. Übrigens ist auch das Herzsutra ein echter Geisterkiller, der uns hilft, sowohl unsere äußeren als auch inneren Geister, wie Zweifel und Ängste, abzuwehren: denn wenn alles leer ist, sind auch die Geister leer und man braucht sich nicht für sie zu fürchten.

Wahrheit als Quelle von Konflikten

Laut dem Herzsutra gibt es außerhalb des menschlichen Denkens keine Wahrheit. Die Wahrheit über böse Geister oder Schicksale und die Art und Weise, wie man sie bekämpft, gibt uns zwar einen Halt in einer bedrohlichen Wirklichkeit, der unser Wohlergehen ziemlich egal ist, aber wir bezahlen dafür einen Preis. Letztlich führt unsere Vorstellung von Wahrheit oft zu Konflikten, Kriegen, Ängsten und anderen Problemen. So kann der Streit darüber, wer „recht“ hat, Beziehungen schneller zerstören als äußere Bedrohungen. Wenn wir erkennen, dass unsere Wahrheit nicht die absolute Wahrheit ist, eröffnet sich ein neuer Weg: ein Weg der Offenheit und des Dialogs.

Die Rolle der Zen-Meditation

Geistervertreiber, Pillen oder das Gewinnen einer Diskussion mögen dafür sorgen, dass wir uns eine Weile gut fühlen, aber geben keine dauerhafte Freude. Zen-Meditation Berlin versucht daher, einen offenen Dialog auf allen Ebenen zu fördern. Durch meine persönliche Erfahrung habe ich gelernt, dass wahre Offenheit bedeutet, sich von festen Denkmustern zu lösen und mit unvoreingenommener Neugier auf andere Sichtweisen zuzugehen. Eine Offenheit, die wir auch während der Meditation üben. Sie hilft uns nicht nur in der Begegnung mit anderen Menschen, sondern auch im Verstehen fremder Kulturen und Perspektiven. Zen-Meditation lehrt uns, unsere eigenen Denkmuster zu hinterfragen und die Welt mit frischen Augen zu sehen.

Wenn du neugierig geworden bist, laden wir dich herzlich ein, an einer unserer Probestunden teilzunehmen und selbst zu erfahren, wie Achtsamkeit und Dialog Hand in Hand gehen können.

Porträt von Leonne Boogaarts, Zenlehrerin und Gründerin von Zen-Meditation Berlin, mit lockigem, schulterlangem braunen Haar, schwarzem Oberteil und hellem Hintergrund.

Zen-Lehrerin und Gründerin von Zen-Meditation Berlin

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