Mu

Mu ist ein zentraler Begriff im Zen-Buddhismus, der oft auf den ersten Blick rätselhaft erscheint. Das japanische Zeichen (Kanji) bedeutet wörtlich „nichts“, „nicht“ oder „ohne“. Berühmt wurde es als Antwort des Zen-Meisters Jōshū auf die Frage eines Mönchs: „Hat ein Hund Buddha-Natur?“ Jōshūs Antwort war: „Mu!“

Bedeutung über das Wort hinaus

Diese Antwort ist weit mehr als ein einfaches „Nein“ oder die Aussage, dass etwas nicht existiert. Mu ist kein Ausdruck von Nihilismus oder einer leeren Abwesenheit. Vielmehr verweist Mu auf einen Zustand jenseits unseres dualistischen Denkens, das die Welt ständig in Gegensätze wie ja/nein, gut/schlecht oder haben/nicht haben einteilt.

Mu ist eine Einladung, unsere festgefahrenen Konzepte, Urteile und intellektuellen Kategorien loszulassen und die Wirklichkeit direkt zu erfahren – so wie sie ist, bevor wir sie mit unseren Gedanken benennen und einteilen. Es ist der Versuch, die Frage selbst aufzulösen, anstatt sie zu beantworten.

Mu in der Praxis

In deiner Zen-Praxis begegnest du dem Geist von Mu, wenn du während der Meditation (Zazen) deine Gedanken beobachtest, ohne dich an sie zu klammern oder sie zu bewerten. Es geht nicht darum, Mu intellektuell zu „verstehen“, sondern die Erfahrung von „Nicht-Anhaften“ zu kultivieren.

Mu ist die Stille zwischen zwei Gedanken, der Raum, in dem reines Gewahrsein ohne Urteil existiert. Es ist die Freiheit, die das Festhalten an einer festen Meinung loslässt und sich für eine tiefere, direktere Erfahrung der Realität öffnet.

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