Die Buddha-Natur (佛性, busshō) ist ein zentrales und zutiefst optimistisches Konzept des Mahayana-Buddhismus, zu dem auch der Zen gehört. Es beschreibt das fundamentale, jedem fühlenden Wesen innewohnende Potenzial, Erleuchtung zu erlangen und ein Buddha zu werden.
Bedeutung: Das Potenzial zur Erleuchtung
Die Buddha-Natur ist nichts, was wir erwerben oder uns verdienen müssen; sie ist bereits von Anbeginn an vorhanden. Man kann sie sich als einen klaren, reinen Himmel oder als die strahlende Sonne vorstellen, die oft von Wolken (unseren Illusionen, Begierden, Ängsten und konditionierten Gedanken) verdeckt ist. Sie ist keine Seele im westlichen Sinne eines getrennten, persönlichen Selbst, sondern die angeborene Fähigkeit zu Weisheit, Klarheit und Mitgefühl.
Die berühmte Frage „Hat ein Hund Buddha-Natur?“ und die Antwort „Mu“ zielen genau auf das Missverständnis ab, die Buddha-Natur als ein „Ding“ zu betrachten, das man besitzen oder nicht besitzen kann. Die Antwort „Mu“ lädt den Fragenden ein, dieses konzeptuelle Denken zu durchbrechen und die Wirklichkeit jenseits von „haben“ und „nicht haben“ zu erfahren.
Buddha-Natur in der Praxis
Das Ziel der Zen-Praxis ist es nicht, die Buddha-Natur zu erlangen, sondern sie zu realisieren. Durch Zazen (Sitzmeditation) üben wir, die „Wolken“ unseres Geistes zur Ruhe kommen zu lassen. Wir schaffen einen Raum, in dem sich der Lärm des Egos legen kann, sodass die bereits vorhandene, strahlende Buddha-Natur von selbst zum Vorschein kommen kann.
Es ist eine grundlegende Verlagerung der Perspektive: von dem krampfhaften Versuch, jemand zu werden, der wir nicht sind, hin zur entspannten und mutigen Realisierung dessen, was wir im tiefsten Grunde schon immer waren und sind. Die Praxis ist der Weg, diese innewohnende Weisheit in unserem täglichen Leben zu entdecken und zu verkörpern.